Die Raketen seien durch das hybride Triebwerk aus festem und flüssigem Treibstoff günstiger, da weniger Bauteile nötig seien als bei herkömmlichen Antrieben. Der Start einer Orbitalrakete mit größerer Nutzlast sei für Ende 2025 geplant.
Wie ist der Start in einem internationalen Kontext zu bewerten?
Die Welt schaue zwar nicht auf den Start, aber für Deutschland sei er ein wichtiges Event, sagte Raumfahrtexperte Tajmar. Im Ganzen betrachtet sei es ein Nischenmarkt. Doch der sei für Europa relevant, weil es im Moment niemanden gebe. In Europa spielen bislang die Raketen des Unternehmens Arianespace eine entscheidende Rolle beim Transport von Satelliten. Ein Ariane-Launcher, der etwas ins All bringen könne, sei aber gerade nicht im Betrieb.
In anderen Ländern ist die private Raumfahrt viel stärker, oder?
Die Raketen von Tech-Milliardär Elon Musk seien in diesem Jahr für rund 90 Prozent aller weltweiten Raketenstarts zuständig, erklärte Tajmar. Danach folge China. Alles Übrige entfalle auf den Rest der Welt. "Das ist sowas von unwichtig." In China gebe es viele private Start-ups, die auch schon ins All geflogen seien.
Der SpaceX-Gründer Musk habe den Maßstab hochgelegt. "Da schauen alle nur ehrfürchtig zu und die Chinesen versuchen es zu kopieren." Sonst tue sich aktuell nicht viel. Musk habe auch mit einer kleinen Rakete angefangen. Doch er sei relativ schnell zu größeren Modellen übergegangen, die dann wiederverwendbar wurden, ein enormer Vorteil für Preis und Verfügbarkeit. Aber: "Man muss irgendwo anfangen", sagte Tajmar mit Blick auf die deutschen Start-ups.
Was erwartet der Anbieter langfristig?
Dass es in den USA und China schon entsprechende Anbieter von kleinen Raketen gibt, ist Schmierer bewusst. Aber die seien viel zu teuer, sagt er. HyImpulse sei preislich deutlich attraktiver. Ein Start der größeren kommerziellen Rakete koste etwa sechs Millionen Euro. Pro Kilogramm Nutzlast wolle man etwa 6500 Euro berechnen. Man habe bereits viele Kundenanfragen, die Auftragsbücher seien ordentlich gefüllt. Auch die Politik hofft auf Kostensenkungen durch die Nutzung privater Anbieter.
Wer braucht solche Satelliten-Taxis?
Zu den Kunden gehört laut Schmierer etwa die Automobilindustrie, die Satelliten für die Navigation und das autonome Fahren brauche. Man wolle den Markt nicht China und den USA überlassen. "Wir brauchen auch als Europäer Unabhängigkeit von den Amerikanern, auch wenn sie unsere Partner sind."
Auch der ehemalige Astronaut Ulrich Walter sieht viele Chancen für private Hersteller von kleineren Raketen. Satelliten werden nach seinen Aussagen immer kleiner werden. Die neuen Kleinraketen-Anbieter seien flexibler als die großen, bei denen man schon zwei Jahre im Voraus einen Platz buchen müsse. In Zukunft werde der Markt ordentlich wachsen, sagte der Professor für Raumfahrttechnik an der TU München. Deshalb halte er die Ideen der Start-ups für richtig.
Bereits in den späten 1970er-Jahren hat eine deutsche Firma laut Walter eine Privatrakete entwickelt, die eine günstigere Alternative sein sollte. Es habe einige Raketentests des Unternehmens Otrag in Afrika gegeben. "Nach heutigem Sprachgebrauch würde man Otrag als Start-up bezeichnen." Die Firma Otrag (Orbital Transport- und Raketen Aktiengesellschaft) sei jedoch in den 80er-Jahren eingegangen.
Welche deutschen Firmen stehen noch in den Startlöchern?
HyImpulse ist nicht das einzige Start-up in Deutschland, das derzeit an der Entwicklung von sogenannten Microlauncher arbeitet. Im Nachbarbundesland Bayern gibt es zwei Mitbewerber: Rocket Factory in Augsburg und Isar Aerospace nahe München. Alle drei wurden in den vergangenen Jahren gegründet. Sie arbeiten an Trägerraketen, mit denen Satelliten ins All befördert werden können, und planen demnächst erste Testflüge.
So viele deutsche Anbieter werde es trotz der Größe des Marktes aber nicht brauchen, ist sich Walter sicher. Es werde sich zeigen, welches Start-up sich durchsetzen könne.